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Haltung | Erziehung des Kangal

 

Der Kangal ist eine selbstbewusste, dominante und eigenwillige Hunderasse. Seine Erziehung verlangt viel Feingefühl, Geduld und Erfahrung. Man kann  einen Kangal nicht unterdrücken, wie es bei anderen Gebrauchshunden manchmal üblich ist . Ein Kangal lässt sich nichts gefallen. Alles, was man erreichen möchte, bekommt man nur durch Vertrauen und Konsequenz.

 


Keine Gewalt oder Psychoterror!

 


Mit viel Vertrauen und Geduld...

 

...kann  ein Kangal (fast) alles lernen!
 
Es gibt viele kluge Bücher, Hundeausbilder und gute Hundeschulen, die sich mit positiver Motivation in der Hundeerziehung befassen. Klicker Training beispielsweise hat sich bei Kangals (manchmal)  bewährt.

 

 

Ich werde also nicht an dieser Stelle über die allgemeine Ausbildung eines Hundes schreiben, sondern über spezifische Probleme, mit denen ich bei Kangals oft konfrontiert werde.


Die eigentliche Erziehung fängt schon bei der Mutterhündin an. Sie wird ihre Welpen in der Prägephase ihr eigenes Weltbild vermitteln. Ist die Mutter durch schlechte Sozialisierung oder Erfahrungen unsicher, ängstlich oder misstrauisch, werden es die Welpen auch sein.


Deswegen ist es sehr wichtig, wenn man sich einen Welpen zulegen möchte, dass man genau die Kangal-Mutter und ihr Umfeld beobachtet. Die Hündin muss Selbstvertrauen haben, aber auf keinen Fall aggressiv, muss gelassen und vertrauensvoll ihren Menschen gegenüber zugewandt sein. Nur dann werden sich die Welpen auch in ihrer zweiten Lebensphase, der Sozialisierungsphase, entsprechend entwickeln.


Alle Kangal-Welpen sind süß und verspielt. Sie lernen schnell, sind freundlich und lieb zu jedem und allem. Kleine Dominanzansätze sind schnell und einfach in den Griff zu bekommen. Viel Lob für das erwünschte Verhalten bringt weit mehr als eine Strafe für ein unerwünschtes Verhalten. Das sofortige Ignorieren des Welpen oder die abrupte  Unterbrechung eines Spiels kann als Strafe sehr wirksam sein - wenn man den Welpen dann gleich wieder lobt für das richtige Verhalten.


Alles läuft ziemlich problemlos - man könnte fast glauben, dass es so bleiben wird. Aber  Kangals ändern sich. Ausnahmslos! Mit Einsetzen der Pubertät. 


Kangal-Besitzer sollen vorbereitet sein auf die drastische Veränderung ihre Hunde im Alter von ungefähr 15 Monaten. Mit Einsetzen der Pubertät fangen auch die Dominanz Probleme richtig an. Da ist Geduld, Konsequenz und sehr viel Sinn für Humor verlangt. Ähnlichkeiten mit pubertierende, menschliche Pendant, sind nicht rein zufällig!


Ein erwachsener Kangal, der gut sozialisiert und erzogen ist, hat mit fremden Menschen  keine Probleme. Er wird  aber mehr und mehr Dominanz gegen anderen, fremde Hunde des gleichen Geschlechts entwickeln und es auch zeigen. Zu diesem Zeitpunkt darf man seinen Kangal nicht mehr aus den Augen lassen. Er muss leinenführig sein und die gängigen Kommandos sicher befolgen.


Viele junge Kangals sind gerade an der Leine ungestüm wenn sie andere Hunde begegnen. Die Leine, Bindeglied zur Hundeführer verleiht ihnen noch extra Rückendeckung und Selbstbewusstsein. Hunde provozieren sich gegenseitig in dem sie sich mit den Augen fixieren. Es entstehen dadurch eskalierende Agressionen. Schnell, einfach und samft kann man diese Situation vermeiden, den optischen Reiz, in dem man ein Halti oder noch besser ein Gentle leader benützt. Im Google können Sie alle mögliche Auskünfte darüber bekommen.

 

 

Durch seinen eigenständigen und eigenwilligen Charakter wird der Kangal nie wirklich zuverlässig gehorchen, so dass man immer im voraus denken muss, um schwierige Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen.


In der Ausbildung meiner Kangals beschränke ich mich auf einige wenige Kommandos.  Zuviel Ausbildungsballast ist bei einem Kangal nicht nötig und langweilt ihn meistens.


Trainieren Sie immer wieder, dass Ihr Kangal seine Aufmerksamkeit auf Sie richtet.  "Kommunizieren" Sie mit ihm! Es fördert die Bindung, setzt klare Führungsansprüche, stellt Regeln und Strukturen fest. Diese Interaktionen  brauchen nicht viel Zeit in Anspruch zu nehmen und sollen dem Hund auch Spaß machen. Ein "Sitz" oder "Platz" vor den Mahlzeiten oder wenn man die Haustür aufmacht, ein kleines Spiel bevor man einen Park voller Hunde betritt, können schon sehr wirksam sein. Ihr Hund wird Sie respektieren, wenn er eine vertrauensvolle Bindung zu Ihnen aufgebaut hat.
 


Diese kleinen Trainingseinheiten müssen  immer wieder und mit allen Familienmitgliedern geübt werden.


Kangals sind von Natur aus sehr menschenfreundlich, geduldig und tolerant. In der Türkei leben diese Hunde frei in den Dörfern, und niemand kann sich leisten, dass sein Hund jemanden anknurrt oder sogar beißt. Vor allem Kinder und Frauen nicht. Kangals, die das tun, werden auf der Stelle getötet.


In den Dörfern Anatoliens sind die Menschen aufeinander angewiesen, die Gemeinschaft ist sehr wichtig. Diebstahl ist ein Fremdwort. Kangals beschützen die Herden vor Raubtieren - und sehr selten vor Menschen.


Diese Eigenschaft hat den Kangal zu ganz neuen Aufgaben geführt. In den USA, England und Schweden zum Beispiel werden Kangals als Therapie-Hunde ausgebildet. Sie sind ganz besonders geeignet für die Betreuung von Menschen mit Hundephobien, autistischen Kindern und Schwerbehinderte.


Die unteren Bilder zeigen Daisy, eine Therapie-Hündin, die in England ein Auszeichnung für besondere Verdienste bekommen hat.
   

Daisy bei einem Besuch in einer Schulklasse  

 


 

  und mit behinderten Kindern